[00:00:38] Hajo Sandschneider: Realität ist das, was übrig bleibt, wenn wir unsere Geschichten abziehen. Das ist eine Aussage die, na, klingt vielleicht ein bisschen philosophisch, aber ist so unglaublich alltagspraktisch weil sie um und bei alles, was wir nicht nur mit anderen, sondern auch mit uns selber erleben so gut greifbar macht. Grunde ist es doch jeder Tag, jede Begegnung, in jedem Gespräch wo wir Bedeutung erschaffen, die niemand gesagt hat. Also der Gesprächspartner nicht, du auch nicht und die Realität vielleicht auch nicht, auch wenn die natürlich nicht sprechen kann. Wir konstruieren unsere eigene Wirklichkeit das hast du vielleicht schon mal gehört und wir schauen gleich noch ein bisschen tiefer in Konstruktivismus ein.
Ja. das Entscheidende ist, wir merken oft gar nicht, dass wir es tun. Und deswegen heute diese Episode, die ich sozusagen dir noch schulde. Mich haben Hinweise erreicht, dass ich eine Solo-Episode angekündigt habe und die bislang noch gar nicht eingesprochen habe. Die Sache mit der Hühnerkacke-Geschichte.
Heute ist der Tag da lösen wir das mal auf. Das ist ein Experiment mit Split-Brain-Patienten die ist schon ein bisschen älter. Ich habe es tatsächlich vor ein paar Jahren bei Marc, einem meiner Ausbilder mitbekommen, aber auch der hat das natürlich nur aus diesen Studien, kennst du diese Studien, amerikanische Wissenschaftler haben festgestellt, sehr sehr spannende Einblicke in die Art und Weise, wie unser Hirn funktioniert und hat mir mein Leben tatsächlich leichter gemacht, weil ich jetzt manche Dinge verstehe die…
Im Grunde so offensichtlich sind, aber eben nicht so intuitiv sind. geht im Grunde darum, zu erkennen, wie unser Gehirn also dein Gehirn mein Gehirn unser Gehirn Geschichten für uns baut und das eigentlich sogar gut für uns ist, abgesehen von den Punkten wo es hinderlich ist. wenn wir… Klarer kommunizieren wollen, wenn wir vielleicht besser fühlen wollen, wenn wir entspannter leben wollen, dann ist es gut zu verstehen, was unser Gehirn und natürlich auch das Gehirn von deinen, die Anvertrauten und lieben Mitmenschen so tut. was ist ein Split-Brain-Versuch Es gibt Menschen, die haben zwei Hirnhälften die meisten gesunden Menschen haben zwei Hirnhälften und es gibt Split-Brain-Patienten wo die beiden Hirnhälften zusammenhängen Getrennt voneinander sind, entweder durch OPs oder durch was auch immer. jedem Fall sind das sehr besondere für Forscher wie eben Michael Garzangier, ich glaube so spricht man ihn aus, ich weiß es nicht genau. nutzen solche Patienten, um Forschung zu machen. Du Die rechte Gehirnhälfte steuert die Wahrnehmung und eben auch den Körper der linken Körperhälfte und die linke Gehirnhälfte macht das dann umgekehrt für die rechte Seite.
Das ist besonders spannend. gibt auch Untersuchungen, dass dieses Hirn gar nicht so genau gleich verteilt ist. Auf der anderen Seite für dieses Split Brain scheint es sehr elementar zu sein. Wie geht das denn aus? Also, dieser Michael Garzangier hat Menschen mit geteilten Hirn Bilder gezeigt.
Und zwar auf der einen Seite eine Schneelandschaft, auf der anderen Seite ein Hühnerfuß. Und sie sollten, also haben es nicht sehen können, weil es getrennt war. Das eine Auge konnte nur diesen Bereich sehen, das andere Auge konnte nur diesen Bereich sehen. Und… Dann sollten Sie mit einem Finger darauf zeigen, darunter waren vier kleinere Bilder jeweils auf der linken Seite andere als auf der rechten Seite. sie sollten jeweils Bilder auswählen, die dazu passen. So weit so einfach. Also die rechte Seite hat glaube ich den Hühnerfuß gesehen und war dann auch relativ einfach auf kleinen Bild einen Huhn auszuwählen. Die linke Seite hat eine Schneelandschaft gesehen und hat eine Schneeschaufel ausgewählt.
So weit so einfach. Dann sollte allerdings Proband erklären, weshalb denn nun die Schneeschaufel ausgewählt wurde, die ja im Grunde gar nicht zu dem Bild passt. Und dann sagt er ganz einfach, um den Hühnerstall sauber zu machen, also die Hühnerkacke wegzufegen. Da war halt überhaupt gar kein Huhn in dem Bild. Und das Spannende ist, das Hirn macht sofort, wenn es nach Erklärung gefragt wird, packt sofort eine Erklärung drauf und der Proband hat nicht einmal darüber nachgedacht Für ihn war das eine absolut logische Erklärung.
Und wie können wir uns das vorstellen? Bildlich, das Unterbewusstsein denkt den Bildern, hast du vielleicht schon mal gehört, bildlich gesprochen oder Bilder zusammen zu sortieren ist halt etwas anderes als Bezeichnungen zusammen zu sortieren, wofür wir eben das Sprachzentrum im Hirn brauchen jetzt ist es ja so, dass das Hirn selber gesagt hat, das ist doch ganz klar, um den Hühnerstall sauber zu machen und naja das Hirn hat die Begründung und auch selber den Interpreter sozusagen drüber laufen lassen, um sicherzustellen, also die Frage zu stellen, ist das eine sinnvolle Sache?
Ja, klingt plausibel, machen wir mal so. So absurd wie das klingt, dass die Hühnerkacke mit einer Schneeschaufel weggemacht wird oder dass das die Begründung sein sollte, weshalb der Finger das richtige Bild ausgewählt hat und darauf zeigen konnte. im Grunde hat es die Neurowissenschaft schon ein bisschen verändert. dann sind wir auch wieder beim Anfang. Realität ist das, was übrig bleibt, wir unsere Geschichten abziehen. haben also alle diesen Interpreter in uns, der aus Buchstücken sofort Bedeutung gibt, der die Lücken schließt der zur Not auch Geschichten erfindet damit unser Hirn oder Teile des Gehirns das Gefühl haben, es ist eine kausale und kontinuierliche Erkrankung Erzählung. Und das machen wir eben in jedem Fall.
Das machen wir nicht nur, wenn wir mit Hühnerstellen, Hühnerfüßen und Schneelandschaften zu tun haben, wenn wir in Split-Brain-Versuchen unterwegs sind, sondern in jedem Gespräch. Und wir haben alle diesen Interpreter. Und der ist so schnell der ist schneller, als du denken, der ist schneller, als du sprechen kannst.
Und so entsteht in unserem eigenen Kopf unsere eigene Realität die mit der Realität da draußen nicht unbedingt zusammenhängt. Also Realität ist das, was übrig bleibt, wenn wir unsere Geschichten abziehen. Schöne ist, gehen mit unserem Selbstbild durch die Welt und das ist ja auch gut so. Das lässt uns…
Wenn wir es denn wollen, einigermaßen konsistent agieren in Beziehungen, in der Arbeit, in Meetings in Konflikten in der Führung, wo auch immer das ist. Auf der anderen Seite sehen wir halt den Schnee oder den Hühnerfuß und dichten uns die Geschichte dazu. Wir dürfen davon ausgehen, dass die anderen das genauso tun.
Und dann ist halt die Frage, wie gehen wir damit um, dass die anderen sich eine Geschichte über ihre Welt erzählen, dass wir uns eine Geschichte über unsere Welt erzählen lass uns das doch mal schauen. Ich habe dir fünf Dinge mitgebracht, die du machen kannst, wenn du mal schauen möchtest, was ist das eigentlich gerade für eine Geschichte, die ich dir erzähle, also die ich mir selber erzähle und wie können wir einen bewussten Umgang mit diesem Interpreter eben finden.
Das eine ist das 1-2-Sekunden-Stoppsignal. Also bevor du reagierst kannst du dir einmal kurz die Frage stellen. Welche Geschichte erzähle ich mir gerade? Ist die überhaupt wahr und ist die Reaktion die ich gerade geplant habe, überhaupt dienlich für das, was wir gerade so vorhaben? Die zweite Sache ist die Drei-Alternative-Erklärung-Finden-Sache. Also gerade in den Situationen wo du glaubst du wüsstest genau, warum jemand etwas getan, gesagt oder sonst irgendwas getan hat, dann kannst du drei Alternative finden Beweggründe, die ausdenken Thesen bilden was könnte es dann noch sein? Dann verliert nämlich die erste Geschichte… Die macht, weil die erste Geschichte, das Hirn ist immer so dankbar es ist ja so faul, wenn irgendwas einrastet ah ja, das ist der Grund, ich muss nicht weiter darüber nachdenken.
Wenn du drei Geschichten, drei Begründungen dir erzählen möchtest, dann ist das Hirn sehr wohlbereit weiter nachzudenken und dann können wir auch mal abwägen, was ist denn so die plausibelste Erklärung. Und relativ ähnlich ist auch die dritte Lösung. Hypothesen statt Wahrheit nutzen. Also sozusagen nicht, ich weiß dass es so ist, sondern meine aktuelle Hypothese ist.
So kannst du das Gespräch nochmal ganz anders öffnen. Und ob das nun ein Gespräch mit einer anderen Person ist oder mit dir selber, das sei ja dahingestellt. Also du öffnest das Gespräch, kannst Konflikte entspannen, vielleicht auch… Selbstgespräche, Konflikte die du dir in deinem Kopf selber machst, mit dir selbst.
Und du schützt dich und andere vor allem vor diesen falschen Gewissheiten Dingen, von denen du ausgehst sie sind die Wahrheit wo du es gar nicht so ganz genau weißt, aber dein Hirn sich so absolut sicher ist, dass die Schneeschaufel eben für die Hühnerkacke da ist. kannst du noch machen? Du kannst, und das wäre dann schon der vierte Tipp, Dinge nicht einfach nur als gegeben annehmen, sondern neugierig bleiben, nachfragen.
Und hast du schon mal gehört, dass die Fragen häufiger die stärksten Sätze sind als die eigentlichen Sätze? Also, fragst nicht einfach mal, hilf mir verstehen, wie du das gemeint hast. Anstatt zu reagieren wie du es vielleicht sonst getan hättest, was ich mit dem Neandertaler reagieren nenne.
Also nicht als zivilisierter Mitteleuropäer, sondern dieses, du hast eine Idee, wie ich es meine. Weil durch diese Offenheit, durch diese Frage schaltest du diesen Interpreter einmal wieder aus und gehst zurück. In die Verbindung mit dem Thema, aber natürlich auch mit deinem Gesprächspartner. als fünften, als abschließenden Hinweis, wie wäre es wenn wir mal die Außenperspektive einnehmen?
Also gerade in den Momenten wo ich mir extrem sicher bin, wo du dir extrem sicher bist, habe ich die Erfahrung gemacht, dass es mir ganz gut tut, wenn ich einen Schritt zurückgehe. Ich kann versuchen, mich aus der Szene herauszunehmen und nochmal wie ein Beobachter von ganz oben, von weit weg zu schauen und öffne damit mein Blickfeld für weitere Perspektiven und auch das schafft die Möglichkeit, mehr zu sehen als der erste interpretierende von meinem Hirn der aufgegriffen wurde. schlagen wir den Bogen zurück. führt uns genau dorthin, wo wir begonnen haben. Die Realität ist das, was übrig bleibt, wenn wir unsere Geschichten abziehen. ist gar nicht immer so leicht, unsere Geschichten zu erkennen, das weiß ich auch und ich übe das genauso wie du. Und es beginnt meiner Meinung nach damit, dass wir uns bewusst sind, wie viele Geschichten unser Hirn bereit ist, sich auszudenken und dass sich das für unser Hirn natürlich so extremst richtig anfühlt und damit häufig auch für dich selbst. Einladung ist ganz einfach, beobachte dich doch einfach mal dabei, wie dein innerer Interpret irgendwelche Behauptungen auftritt, irgendwelche Geschichten baut und schau doch mal, wie viel mehr Klarheit entsteht wenn du so ein kleines bisschen weniger sofort den ersten Gedanken glaubst den du denkst sondern Raum öffnest und entstehen lässt für andere Dinge, andere Aspekte andere Perspektiven, andere Facetten, die dann eben auch noch entstehen können.
Denn genau da beginnt doch die eigentliche Wirksamkeit, genau da beginnt doch die Verbindung und da beginnen doch auch die echten Gespräche, oder? Und das ist gerade jetzt in der Zeit, wo es auf das Jahresende hinzugeht doch so wichtig, dass wir in Verbindung sind, dass wir Gespräche finden, die uns verbinden und nicht trennen durch Geschichten die sich irgendwelche Hirne oder Teile von Hirn ausdenken. das ist die Einladung die ich an dich aussprechen möchte. Geh in Verbindung, bleib neugierig find immer wieder neue Perspektiven und Richtung Jahresende gesprochen, vielleicht machen wir noch eine Episode zum Jahresende und ansonsten freue ich mich, wenn wir dann im… Januar in Richtung Ende Januar nochmal weitermachen und uns schauen, wie geht wirksame Kommunikation mit anderen und vor allem mit uns selbst.
Bis dahin wünsche dir alles Gute, immer den nächsten positiven Gedanken und sage, bleib einfach erfolgreich.